Klarischnättra

In einer schwäbisch-bairischen Blasmusikkapelle findet man keinen Klarinettisten und schon gar keinen (ja pfui Teufel) „Klarinetten-Spieler“. Das Instrument ist zwar sehr wohl besetzt, aber der dazugehörende Musiker heißt auf gut schwäbisch „Klarinetter“ oder, wenn sie weiblichen Geschlechts ist, „Klarinett’re“.

_MG_5506Letztere nehmen in letzter Zeit überhand. Das führt dazu, dass der Unterhaltungs-Geräuschpegel während der Musikproben auch überhand nimmt. Der dringend notwendige Neuigkeitenaustausch unter den Damen des Klarinettenregisters kann nach einer Woche, in der man sich nicht gesehen hat, große Ausmaße haben. Ein kluger Dirigent wird also, um diese Unterhaltungen einzudämmen, viel spielen lassen, denn gleichzeitig Klarinette spielen und reden geht (Gott sei Dank!) nicht. Aber die Damen arbeiten daran.

Diese Unterhaltungen, in der viele reden und wenige zuhören, nennt man – wieder auf gut schwäbisch – „schnättra“, abgeleitet von „schnattern“, wie die Verbalkommunikation von Federvieh (Gänse und Enten) genannt wird. Ein Weibsbild, das viel redet, wird somit zur „Schnätt’re“, mehrere zu „Schnätt’ra“ (Plural). Damit soll jedoch nichts gegen die sonstigen Charaktereigenschaften dieser Musikerinnen gesagt sein.

klarischnaettra_pressebild_02In Binswangen, einem 1300-Seelen-Ort, am Südrand des schwäbisch-bairischen Donaurieds im Landkreis Dillingen gelegen, „betreibt“ der Musikverein ein sechzigköpfiges sinfonisches Blasorchester der Höchststufe. Die jungen Damen bilden dabei den halben Klarinettensatz dieses Klangkörpers. Da man dort einerseits ihre musikalischen Fähigkeiten sehr schätzt, sich andererseits an das „Schnätt’ra“ wohl nie so ganz gewöhnen wird, entstand aus dem Kreis der Musikerkollegen und –Kolleginnen die passende Bezeichnung „Klari-Schnätt’ra“.

Julia Bühler, Franziska Rigel, Steffi Saule, Daniela Schuster, Marika Lettner und Manuela Deil gehen die Dinge auf ihre Weise an. Sie beweisen, dass man mit sechs Klarinetten musikalisch „autonom“ sein kann und zu einer vernünftigen Musik kein anderes Instrument benötigt. Man kann damit zu den verschiedensten Anlässen auftreten, angefangen von einer Kindstaufe bis hin zu Vernissagen oder Geburtstagsfeiern und man kann sie buchen (info@musikverein-binswangen.de). Sie sind flexibel, die jungen Damen, und es ist vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis sie gleichzeitig spielen und „schnätt’ra“ können. Irgendwann klappt auch das noch!

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